VBZV-Newsletter 33/2019
- Infrastrukturförderung für Zeitungszustellung in Sicht
BDZV: Höhe der vorgesehenen Fördersumme reicht nicht aus - vbw Kongress: Weiterentwicklung der dualen Medienordnung
Reformen für Stärkung der Medienwirtschaft notwendig - Dritter bayerischer Lehrermedientag am 20.11.2019: Unabhängige Medien sichern die Demokratie
- „Mein Leben mit Zeitungen“ – Autobiografie von Dirk Ippen erschienen
- Bayerische Wirtschaft im Abschwung – vbw fordert Wachstumsprogramm
I. Medienpolitik
Infrastrukturförderung für Zeitungszustellung in Sicht
BDZV: Höhe der vorgesehenen Fördersumme reicht nicht aus
Für die Zustellung von Zeitungen und Anzeigenblättern sollen 40 Mio. Euro Förderung bereitgestellt werden. So sieht es der Etatentwurf der Bundesregierung vor, dem der Haushaltsausschuss am vergangenen Freitag, 15.11.2019, zugestimmt hat. Der Titel „Förderung der Zustellung von Abonnementzeitungen und Anzeigenblättern“ wurde auf Antrag der Koalitionsfraktionen neu in den Arbeits- und Sozialetat aufgenommen.
Die Ausgaben sind laut Haushaltsvermerk „bis zur Vorlage eines Gesamtkonzeptes“ gesperrt. Die Aufhebung der Sperre muss wiederum vom Haushaltsausschuss genehmigt werden und eine Begrenzung der Förderung auf fünf Jahre beinhalten. Für den Etatentwurf stimmten die Vertreter der Koalitionsfraktionen von CDU/CSU und SPD. Die Oppositionsfraktionen votierten mit Nein. Die zweite und dritte Lesung des Haushaltsentwurfs ist vom 25. bis 29. November 2019 vorgesehen. Der Bundestag muss zwar noch zustimmen, folgt aber in der Regel den Empfehlungen des Ausschusses.
Schon längere Zeit hatte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales eine Unterstützung der Zeitungszustellung geprüft. Grundlage ist eine entsprechende Vereinbarung im Koalitionsvertrag, die bisher aber nicht greift. Zielstellung ist es, die flächendeckende Versorgung mit Abo-Zeitungen und Anzeigenblättern zu unterstützen, die die Verlage selbst zustellen oder deren Zustellung von Organisationen erfolgt, die die Verlage mit eigenem wirtschaftlichem Risiko mindestens anteilig führen.
Die Verlegerverbände begrüßen zwar generell die angestrebte Infrastrukturförderung, bezweifeln jedoch, dass die Höhe der Fördersumme ausreicht. „Es ist gut, dass das Arbeitsministerium den Handlungsbedarf erkannt und sich entschlossen hat, auf eine Situation zu reagieren, die auch durch Regierungshandeln entstanden ist. Ebenso begrüßen wir, dass der Haushaltsausschuss eine entsprechende Etatposition eingerichtet hat. Die vorgesehene geringe Förderhöhe für das Jahr 2020 löst aber kein einziges Problem. Die Fördersumme mag zunächst hoch erscheinen, hätte aber pro ausgeliefertem Zeitungsexemplar weniger als einem Cent entsprochen. Dem stehen durchschnittliche Vertriebskosten von 52 Cent pro ausgetragener Zeitung gegenüber. Der hohe Kostendruck bei der Zeitungszustellung bleibt eine Herausforderung mit gesellschaftspolitischer Tragweite, was sich zukünftig auch in einer angemessenen und wirksamen Förderhöhe widerspiegeln muss“, so Dietmar Wolff, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV).
(Quelle: bundestag.de; bdzv.de; turi2, 15.11.2019; meedia, 15.11.2019)
vbw Kongress: Weiterentwicklung der dualen Medienordnung – Reformen für Stärkung der Medienwirtschaft notwendig
Die deutsche Medienordnung bedarf dringend einer Reform, um eine Antwort auf die Marktmacht der großen US-Plattformen zu finden. Dies hat die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) auf ihrem Kongress „Weiterentwicklung der dualen Medienordnung“ deutlich gemacht, der am 20. 11.2019 in München stattfand. „Die Wettbewerbsbedingungen haben sich in den letzten Jahren stark zulasten unserer heimischen Medienwirtschaft verändert. Vor allem das geänderte Nutzungsverhalten der Medienkonsumenten spielt hier eine entscheidende Rolle. Deshalb brauchen wir eine moderne Medienordnung, die es den deutschen und europäischen Medien möglich macht, Kunden und damit wirtschaftliche Stärke zurückzugewinnen. Das muss das zentrale Reformziel sein. Hier liegen in der Kooperation einstiger Konkurrenten große Zukunftschancen für unseren Medienstandort“, sagte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Auf ihrem Kongress präsentierte die vbw auf Basis einer unabhängigen wissenschaftlichen Studie „Kooperationsorientierte Weiterentwicklung der Medienordnung“ Vorschläge für die Weiterentwicklung der dualen Medienordnung. Der Studie nach könnten beispielsweise sinnvolle Kooperationsmodelle zwischen öffentlich-rechtlichem Rundfunk und privaten Medienunternehmen durch eine entsprechende rechtliche oder gesetzliche Umgestaltung der Medienordnung ermöglicht werden.
Mit dem Kongress setzt die vbw nahtlos an die vor einem Jahr erarbeiteten Konsensleitlinien zur Weiterentwicklung der dualen Medienordnung an. Diese waren notwendig geworden, weil sich in unserem Mediensystem unterschiedliche Akteure mit ebenso unterschiedlichen Interessen gegenüberstehen. Die vbw hat hier eine Mittlerrolle für einen Reformansatz eingenommen, damit alle Akteure aus dem Umbruch in der Medienbranche gestärkt hervorgehen und eine Antwort auf die Marktmacht der großen US-Plattformen finden.
Nach Ansicht der vbw ist eine solche Weiterentwicklung aber nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus gesellschaftspolitischen Gründen notwendig. „Qualitätsjournalismus und hochwertige Filmproduktionen haben eine wichtige
identitätsstiftende Funktion für unsere Gesellschaft. Deshalb müssen wir unbedingt Strukturen finden, die unsere Medienwirtschaft stärken. Eine solche Reform kann auch dazu beitragen, den politischen Diskurs wieder zu versachlichen“, so Brossardt.
Die Studie „Kooperationsorientierte Weiterentwicklung der Medienordnung“ steht unter https://www.vbw-bayern.de/vbw/Aktionsfelder/Standort/Medien/Studie-Kooperationsorientierte-Weiterentwicklung-der-Medienordnung.jspzum Download bereit.
(Quelle: vbw, PM 20.11.2019)
II. Medienbildung
Dritter bayerischer Lehrermedientag am 20.11.2019: Unabhängige Medien sichern die Demokratie
Der Bayerische Lehrermedientag hat sich etabliert: Wenn es ums Lernen geht, sind die Tageszeitungen ideale Sparringspartner für die Schulen. Auch bei der dritten Auflage der Veranstaltung am Mittwoch, 20. November 2019, wollten wieder über 1.000 Lehrerinnen und Lehrer dabei sein. 16 Tageszeitungsverlage in allen bayerischen Regierungsbezirken machten gemeinsam mit Experten aus Praxis, Lehre und Forschung Programm. Sie stellen Best-Practice-Beispiele aus der Zeitungswelt vor und führten spannende Diskussionen über die Rolle des Journalisten im digitalen Zeitalter. Ins Leben gerufen hat den Tag der Verband Bayerischer Zeitungsverleger (VBZV).
Bei den Schulprojekten der Tageszeitungen von der Grundschule bis zur Oberstufe spielen multimediale Komponenten und die Nutzung der verschiedenen Medienkanäle eine zentrale Rolle. Dies spiegelte sich auch beim Lehrermedientag wider. So stand in Coburg eine digitale Plattform im Mittelpunkt, eine Art Schaufenster für kreative Produktionen von Schülern wie Video- und Audioclips, getextete Artikel und alternative Multimedia-Präsentationen. In Nürnberg wurde erklärt, wie man digitale Formate wie Video oder Podcast im Unterricht nutzt. In Kempten ging es nicht nur um die Frage, welche Medien von Instagram bis TicToc junge Menschen heute nutzen, sondern vor allem auch um das Wie. In Straubing stand die Frage nach der Lesepraxis in der digitalen Welt im Fokus der Veranstaltung.
Unabhängige, qualitätsvolle Medien sichern die Demokratie. Dieses Fazit wurde auch beim Lehrermedientag München gezogen, wo Süddeutsche Zeitung und die Mediengruppe Münchner Merkur in einer gemeinsamen Veranstaltung das Vertrauen in den Journalismus und die Glaubwürdigkeit der Medien auf den Prüfstand stellten. Weitere Veranstaltungen gab es in Aschaffenburg, Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Hof, Regensburg und Würzburg.
Das große Interesse am Lehrermedientag ist auch im dritten Jahr ungebrochen. Schirmherr war wieder das bayerische Kultusministerium. „Die Tageszeitungen wissen um ihre Verantwortung und bieten Orientierung. Sie leisten mit ihren Qualitätsangeboten für die Schulen einen großen Beitrag zum souveränen Umgang mit Nachrichten und Meinungen“, resümierte Markus Rick, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bayerischen Zeitungsverleger (VBZV).
Weitere Informationen unter www.lehrermedientag.de
III. Sonstiges
„Mein Leben mit Zeitungen“ – Autobiografie von Dirk Ippen erschienen
„Bekenntnisse aus der Praxis eines Unternehmers. Eine Fundgrube für jeden, der in der Wirtschaft seine eigenen Wege gehen will. Dirk Ippen schildert, wie aus einem kleinen Standortbetrieb ein deutschlandweit agierendes Medienunternehmen werden konnte“, kündigt der Societäts-Verlag die jüngst erschienene Autobiografie von Dirk Ippen, Verleger von Münchner Merkur und tz sowie zahlreicher weiterer Zeitungstitel.
Auf gut 250 Seiten breitet Ippen fast sechs Jahrzehnte seiner Entwicklung zum erfolgreichen Unternehmer, die Veränderungen in der Branche und in der Wirtschaft allgemein aus. Neben seinem Vater Rolf Ippen macht er als wichtigen Einfluss vor allem den Essener Verleger Erich Brost aus, schildert seine Erinnerungen an Alfred Neven DuMont und Axel Springer, an Franz-Josef Strauß und Leo Kirch. Auf ihre Weise prägend werden die Jahre in den USA.
Im Mittelpunkt stehen jedoch vor allem die lokalen und Kreis-Zeitungen, ein Bereich der Presse, über den nach Ansicht des Autors „sonst eigentlich nie geschrieben wird“ – und hier noch einmal ganz besonders der „Münchner Merkur“, dessen Erwerb und Ausbau gleich mehrere Kapitel gewidmet sind. Ein Merksatz, heute wichtiger denn je: „Zur Lokalzeitung gehört die Immobilie.“
Ippen verbindet mit seinem Buch nicht zuletzt den Wunsch, junge Leute dazu zu ermuntern, unternehmerisch tätig zu werden. „Es ist ein großes Glück, erfolgreich etwas gestalten zu können“, schreibt er. „Diese Freiheit hat außer dem Unternehmer sonst nur der Künstler.“
Dirk Ippen: „Mein Leben mit Zeitungen“, 254 Seiten, Societäts-Verlag Frankfurt 2019, ISBN 978-3-95542-368-1, 20 Euro.
Bayerische Wirtschaft im Abschwung – vbw fordert Wachstumsprogramm
Der vbw Index der Bayerischen Wirtschaft ist zum dritten Mal in Folge deutlich gesunken: Aktuell liegt dieser bei 99 Punkten, das sind 21 Punkte weniger als vor einem halben Jahr, das ist der niedrigste Stand seit neuneinhalb Jahren. Sowohl die Wachstum-Indizes als auch die Beschäftigungs-Indizes sind signifikant gesunken: Der Lage-Index Wachstum fiel um 20 auf 112 Punkte, der Prognose-Index Wachstum ging um 25 Punkte zurück auf 81 Punkte. Der Lage-Index Beschäftigung fiel um 16 auf 117 Punkte, während der Prognose-Index Beschäftigung um 24 auf nur noch 87 Punkte zurückging. Der andauernde konjunkturelle Abschwung hinterlasse inzwischen auch auf dem Arbeitsmarkt seine Spuren, eine Besserung sei nicht in Sicht.
„Die bayerische Wirtschaft befindet sich im Abschwung, unsere Industrie steckt in einer echten Rezession. Die davon ausgehenden Signale führen auch in anderen Branchen zu Unsicherheiten“, erklärte Wolfram Hatz, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) bei der Vorstellung des aktuellen vbw Index.
Für 2019 reduziere der Dachverband deshalb seine Prognose erneut und gehe nun für Bayern nur noch von einem BIP-Wachstum von 0,7 Prozent aus.
Die Gründe für den Abschwung sind vielfältig. „Unsere bayerische Industrie ist besonders durch das schwache außenwirtschaftliche Umfeld betroffen. So stagniert der Welthandel durch geopolitische Spannungen und verschiedene Handelskonflikte. Hinzu kommt der Brexit. In der Folge gehen die bayerischen Exporte zurück. Die daraus resultierende Unsicherheit wirkt sich wiederum negativ auf die Investitionsneigungen der Unternehmen aus und steigert die Skepsis in nicht-industriellen Wirtschaftsbereichen“, so Hatz. Die Lage werde zudem durch die strukturellen Herausforderungen in der Industrie erschwert.
Vor diesem Hintergrund fordert der vbw-Präsident von der Politik ein Wachstumsprogramm. „Wir müssen dringend die Unternehmenssteuerlast senken, um im internationalen Vergleich wieder an Wettbewerbsfähigkeit zu gewinnen. Wir brauchen ohne Wenn und Aber eine Komplett-Abschaffung des Solidaritätszuschlages zur Entlastung aller Beschäftigten und Unternehmen. Mit einer degressiven Abschreibung auf Investitionsgüter müssen wir zudem Impulse für Investitionen schaffen, zum Beispiel in die digitale Infrastruktur.“ Für ein Wachstumsprogramm seien unter anderem auch die Beschleunigung von Planungsverfahren bei Infrastrukturprojekten sowie die Senkung der Energiepreise notwendig.
Zu einem Wachstumsprogramm gehöre auch, wieder für ein deutlich besseres Bild von Unternehmen und von Unternehmern zu sorgen und nicht Wirtschaft und Industrie als die Verursacher der Probleme zu brandmarken.
Übersicht Entwicklung vbw Index:
| 02/2019 | 01/2019 | 02/2018 | 01/2018 |
VBW INDEX GESAMT: | 99 | 120 | 135 | 145 |
LAGE-INDEX WACHSTUM: | 112 | 132 | 157 | 161 |
PROGNOSE-INDEX WACHSTUM: | 81 | 106 | 124 | 137 |
LAGE-INDEX BESCHÄFTIGUNG: | 117 | 133 | 139 | 143 |
PROGNOSE-INDEX BESCHÄFTIGUNG: | 87 | 111 | 121 | 137 |
Eine grafische Darstellung des vbw Index finden Sie unter: www.vbw-bayern.de/vbw-index
(Quelle: vbw, PM 18.11.2019)