VBZV-Newsletter 32/2023
- „Zeitungsfacetten 2023“: Digitale Nutzung regionaler Tageszeitungen wächst zweistellig – Paywall-Angebote wachsen mit plus 45 Prozent am stärksten –
Besondere Zahlungsbereitschaft bei den Millennials – Nachhaltigkeit als Verkaufsargument - Deutsche Presse-Agentur erhält europäisches Faktencheck-Zertifikat
- NPG übernimmt den Verlag Schwäbisches Tagblatt zum 01.01.2024
I. Vermarktung
„Zeitungsfacetten 2023“: Digitale Nutzung regionaler Tageszeitungen wächst zweistellig
Paywall-Angebote wachsen mit plus 45 Prozent am stärksten – Besondere Zahlungsbereitschaft bei den Millennials – Nachhaltigkeit als Verkaufsargument
Zwei Drittel (65%) der Menschen in Deutschland lesen mindestens wöchentlich eine regionale Tageszeitung. Dabei greifen 45 Prozent zur gedruckten regionalen Tageszeitung, 30 Prozent lesen die E-Paper-Ausgaben und 41 Prozent die dazugehörigen digitalen Newssites – damit gewinnen die digitalen Kanäle weiter an Relevanz, während Print auf hohem Niveau stagniert.
Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Studie „Zeitungsfacetten 2023“ der Score Media Group. Bereits zum siebten Mal hat die nationale Vermarktungspattform regionaler Tageszeitungsmarken in ihrer jährlich erscheinenden Gattungsstudie untersucht, wie und warum die Menschen regionale Tageszeitungsmarken nutzen und wie sie Werbung gegenüberstehen.
Im Fokus stehen in diesem Jahr vor allem die stark wachsenden digitalen Kanäle hinter der Paywall der regionalen Tageszeitungsmarken, also E-Paper und Paid Online (kostenpflichtige Inhalte der Newssites hinter der Bezahlschranke). Mit einem Plus von 45 Prozent weisen die Newssites hinter der Paywall im Jahresvergleich 2023 zu 2022 dabei das stärkste Wachstum auf. Inzwischen nutzen 26 Prozent der Menschen die Paid Online-Angebote der regionalen Tageszeitungen, vergangenes Jahr lag der Anteil bei 18 Prozent. Ebenfalls auf Wachstumskurs sind die E-Paper-Ausgaben der regionalen Tageszeitungsmarken, die zwischen 2022 und 2023 um 23 Prozent zugelegt haben und insgesamt von 30 Prozent genutzt werden. Relativ konstant geblieben ist mit 41 Prozent (2022: 40%) dagegen der Anteil der Lesenden digitaler Gratisinhalte. Die Ergebnisse zeigen einmal mehr, dass die Menschen zunehmend bereit sind, für qualitativ hochwertige, professionell recherchierte Inhalte zu bezahlen: So sind sich 59 Prozent der Paid-Leserinnen und -Leser darüber bewusst, dass guter Journalismus auch online seinen Preis hat.
Als besonders zahlungsbereit entpuppt sich die Zielgruppe der Millennials (22-35 Jahre). 41 Prozent von ihnen nutzen mindestens wöchentlich Paid Online-Angebote ihrer regionalen Tageszeitung und 38 Prozent das E-Paper. Es folgt die Gen X (36-53 Jahre), die zu je 33 Prozent für die Paid Online-Angebote und E-Paper bezahlt. Bei den Baby Boomern (54+) wiederum stellen die Print-Leserinnen und Leser mit 33 Prozent die stärkste Fraktion (Gen X: 32%; Millennials: 29%).
Die Bezahlangebote werden dabei über alle Zielgruppen hinweg intensiv genutzt: 80 Prozent der Lesenden schmökern täglich mindestens 15 Minuten in ihrer gedruckten Abozeitung, bei den dazugehörigen E-Papern tun dies 70 Prozent und bei den Paid Online-Angeboten 58 Prozent. Analog zu Print ist für 74 Prozent der Paid Online-User die Newssite „first choice“, wenn es um relevante Informationen aus der direkten Umgebung geht. 73 Prozent schätzen außerdem den Zugang zu häufig aktualisierten Nachrichten und 61 Prozent den Zugang zu exklusiven Inhalten.
Darüber hinaus genießen die kostenpflichtigen regionalen Newssites gegenüber den Gratisangeboten ein durchweg höheres Vertrauen bei den Lesenden. So finden 72 Prozent der Paid-Leser (Gratis: 61%), dass die kostenpflichtigen Nachrichtenangebote die Informationen richtig wiedergeben. Jeweils 60 Prozent bewerten es wiederum als positiv, dass der redaktionelle Teil klar von der Werbung getrennt ist und die Berichterstattung unabhängig von beispielsweise Wirtschaft oder Politik ist. Von den Gratis-Lesenden sagen dies jeweils nur 52 bzw. 43 Prozent.
Danach befragt, was Vertrauen eigentlich bedeutet, nennen 78 Prozent aller Online-User eine korrekte Berichterstattung (keine Fake-News), 74 Prozent eine umfassende/umfangreiche Berichterstattung und 73 Prozent bezeichnen gut recherchierte Informationen durch kompetenten Journalismus als vertrauenswürdig. Dieses hohe Vertrauen wirkt sich auch positiv auf die Werbung aus: So ist das Vertrauen in die Werbung auf dem regionalen Paid Online-Angebot um 14 Prozent höher als in Werbung auf dem kostenfreien Angebot.
Weiter wollte die Studie wissen, wie die Menschen Consent-Bannern gegenüberstehen und ob und wie diese die Online-Nutzung beeinflussen. Insgesamt bewerten die Paid Online-User Consent-Banner positiver als die User der kostenlosen Inhalte. So empfinden 55 Prozent der Paid-Lesenden Consent-Banner als wichtig (Gratis: 52%) und 49 Prozent als sinnvoll (Gratis: 42%). Es herrscht also ein hohes Bewusstsein in Bezug auf Datenschutz oder auch Seriosität. Auf der Schattenseite der Consent-Banner stehen Aspekte wie „zeitraubend“ (Paid-User: 61%; Gratis: 66%) oder „störend“ (Paid-User: 51%; Gratis: 59%). Weiter bezeichnen nur 36 Prozent der Lesenden (Gratis: 32%) die Consent-Banner als übersichtlich. Es besteht also eine hohe Akzeptanz bei den Menschen, aber gleichzeitig auch der Wunsch nach einer benutzerfreundlicheren Gestaltung.
Schließlich wollte Score, nationaler Crossmedia-Vermarkter regionaler Tageszeitungsmarken mehr über Nachhaltigkeit wissen – ein Thema, das aktuell fast alle Menschen beschäftigt. Demnach finden es aktuell zwei Drittel der Leserinnen und Leser regionaler Tageszeitungsmarken gut, wenn das Thema an Bedeutung gewinnt (Gesamt: 65%). Entsprechend wird das Thema auch für die Kommunikation relevanter: 69 Prozent der Leserinnen und Leser der Regionalzeitungen sagen, Unternehmen, die nachhaltige Rohstoffe nutzen und nachhaltige Lieferketten haben, sollten dies kommunizieren und 59 Prozent der Lesenden (Gesamt: 57%) sehen in „Nachhaltigkeit“ ein Verkaufsargument, über das Unternehmen sprechen sollten.
Die gesamte Studie zum kostenlosen Download finden Sie hier.
(Quelle: Score Media Group, PM 30.08.2023)
II. Pressewesen
Deutsche Presse-Agentur erhält europäisches Faktencheck-Zertifikat
Das Faktencheck-Netzwerk EFCSN (European Fact-Checking Standards Network) hat die Deutsche Presse-Agentur (dpa) als zertifiziertes Mitglied aufgenommen. Die dpa wurde damit nach eigenen Angaben als eine der ersten Medienorganisationen in Europa als vertrauenswürdige Faktencheck-Organisation eingestuft. Damit erfülle die dpa die Anforderungen an Unabhängigkeit, Transparenz und Genauigkeit, die das EFCSN definiert hat.
Bereits seit 2019 hat die dpa eine eigene Faktencheck-Redaktion, die mögliche Falschbehauptungen prüft und professionelle Faktenchecks erstellt.
"Der Kampf gegen Desinformation kann nur von glaubwürdigen und zertifizierten Medienorganisationen wirksam vorangetrieben werden", sagt dpa-Chefredakteur Sven Gösmann. "Unsere Mitgliedschaft im europäischen Verbund EFCSN stärkt den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen im Ausland und steigert die Qualität und die Effizienz unserer Faktencheck-Redaktion“, so Gösmann.
Die dpa ist ein Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Medien. Mehr als 170 Gesellschafter garantieren die im dpa-Gesellschaftsvertrag festgelegte Unabhängigkeit der Agentur.
(Quelle: bdzv.de, 25.08.2023; dpa.com)
III. Aus den Verlagen
NPG übernimmt den Verlag Schwäbisches Tagblatt zum 01.01.2024
Die Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG (NPG, Ulm) wird vorbehaltlich der kartellrechtlichen Freigabe des Bundeskartellamts mit Wirkung zum 01.01.2024 sämtliche Anteile des Verlags Schwäbisches Tagblatt GmbH (ST GmbH, Tübingen) übernehmen.
Die NPG ist bereits seit 19 Jahren Minderheitsgesellschafterin der ST GmbH und übernimmt nun die Anteile der Hauptgesellschafter Elisabeth und Alexander Frate, welche bisher die Leitung des Familienunternehmens verantworteten.
Elisabeth Frate, Gesellschafterin, und Alexander Frate, geschäftsführender Gesellschafter der ST GmbH, zum Verkauf der Anteile der Familie Frate: „Mit Stolz blicken wir auf die vergangenen Jahrzehnte zurück, in welchen zwei Generationen unserer Familie das Schwäbische Tagblatt stets erfolgreich weiterentwickelt haben. Nach mittlerweile 78 Jahren haben wir schweren Herzens die Entscheidung getroffen, uns aus der Verlagsbranche zurückzuziehen. Gleichzeitig wissen wir das Unternehmen und unsere Mitarbeitenden bei der traditionsreichen Mediengruppe der NPG in sehr guten Händen. Durch die jahrelange Mantelpartnerschaft und zahlreiche weitere Kooperationen sind wir davon überzeugt, dass unsere Wertvorstellungen auch in Zukunft weitergetragen werden.“
Andreas Simmet, Vorsitzender der Geschäftsführung der NPG, ergänzt: „Wir freuen uns sehr, einen so etablierten und wirtschaftlich gesunden Verlag wie die ST GmbH in die NPG-Familie aufnehmen zu können. Das Schwäbische Tagblatt ist im Landkreis Tübingen und darüber hinaus für seine qualitativ hochwertige Berichterstattung und seinen kritischen Blick hinter die Kulissen der Neckar-Alb-Region bekannt. Die vollständige Übernahme ist nach der langjährigen, vertrauensvollen Zusammenarbeit der natürliche nächste Schritt.“
Die Neue Pressegesellschaft gehört zu den 10 größten Zeitungshäusern in Deutschland und erreicht mit den Titeln Südwest Presse, Märkische Oderzeitung und Lausitzer Rundschau sowie im Verbund mit zahlreichen Partnerverlagen täglich rund eine Million Leser.
In der Unternehmensgruppe des Medienhauses arbeiten derzeit über 9500 Menschen in den Geschäftsbereichen Verlag, Redaktion, Medienservice, Online, Radio, Dienstleistungen, Veranstaltungsmanagement, Druck sowie Distribution und Logistik.
(Quelle: NPG, PM 29.08.2023, tagblatt.de, 28.08.2023)