VBZV-Newsletter 16/2023

  • Zustellförderung: „Jeder Tag, den wir verlieren, gefährdet die Pressevielfalt“
  • BDZV: Präsidium empfiehlt Kandidaten für Vorstandsvorsitz und Ressortvorstände
  • Fortschreibung der AGRAPA-Selbstverpflichtungserklärung
  • Theodor-Wolff-Preis: Jury nominiert 15 Beiträge

I. Medienpolitik

„Jeder Tag, den wir verlieren, gefährdet die Pressevielfalt“

Endlich handeln, verlangt Sigrun Albert, Hauptgeschäftsführerin unseres Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), im Interview mit der Fachzeitschrift Meedia. Sie fordert die Bundesregierung auf, unverzüglich die im Koalitionsvertrag festgelegte staatliche Zustellförderung für die Presse umzusetzen.

Das jüngste, unabhängige Gutachten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unterstreiche, dass eine Förderung der Zustellung nicht nur nötig und wirtschaftlich sinnvoll sei, sondern auch verfassungskonform. Sigrun Albert: „Eindeutiger kann eine Handlungsempfehlung an die Bundesregierung nicht formuliert werden. Jeder Tag, den wir verlieren, gefährdet die Pressevielfalt und am Ende unsere demokratisch verfasste Gesellschaft.“ Vor dem Hintergrund der Kosten für Energie und Papier, die im vergangenen Jahr „unkontrolliert schnell gewachsen sind“, sei ein schnelles Handeln angesagt. Nur so könne verhindert werden, dass Zeitungen in vielen Regionen nicht mehr zugestellt werden.

Scharfe Kritik übt Albert an der Reaktion des BMWK auf die Veröffentlichung des Gutachtens: „Das Wirtschaftsministerium sagt uns ein Jahr lang, es warte für weitere Entscheidungen auf ein Gutachten, um dann nach der Publikation des Gutachtens zu sagen, dass der Inhalt keine Rolle spielt und es gar nichts zu entscheiden gibt – ein Vorgehen, das ich Ihnen und mir nicht erklären kann.“

Zwar digitalisieren die Zeitungsverlage ihre Inhalte verstärkt – auch, um jüngere Zielgruppen anzusprechen. Dennoch sei die gedruckte Zeitung noch nicht obsolet, da „vor allem ältere Leser ihre Tageszeitung weiter in der Hand halten wollen.“ Dieser Spagat stelle viele Verlage vor große Herausforderungen. Zudem werden die Bemühungen der Verlage, digitale Paid-Content-Modelle zu etablieren, durch das breite öffentlich-rechtliche Informationsangebot im Internet konterkariert. Hier müsse gegengesteuert und in der ARD und der Politik das Verständnis dafür geschärft werden, „welche existenzielle Bedrohung kostenlose, öffentlich-rechtlich finanzierte Inhalte für das Geschäft mit Bezahlinhalten darstellen.“

Dennoch sei es den Verlagen 2021 erstmals gelungen, einen Digitalumsatz von mehr als
einer Milliarde Euro zu erwirtschaften. „Darauf sind wir stolz“, so Albert. Es zeige, dass „die Branche die Digitalisierung konsequent vorantreibt.“

Weitere Themen des Meedia-Interviews sind KI-Anwendungen wie ChatGPT und ihre Auswirkungen auf das Verlagsgeschäft, die Perspektiven auf dem Werbemarkt und die Verbandsentwicklung.

Zum vollständigen Interview:

https://www.meedia.de/medien/bdzv-chefin-sigrun-albert-jeder-tag-den-wir-verlieren-gefaehrdet-die-pressefreiheit-9e3b55b9a314eb3789ec4b86c2ce970b

(Quelle: bdzv.de, 18.04.2023)

II. Aus den Verbänden

BDZV: Präsidium empfiehlt Kandidaten für Vorstandsvorsitz und Ressortvorstände

Das Präsidium des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) hat am vergangenen Montag, 18. April 2023, anlässlich seiner außerordentlichen Sitzung ohne Gegenstimme eine Empfehlung für die Besetzung des geschäftsführenden Vorstands gegeben.

Danach sollen Matthias Ditzen-Blanke (geschäftsführender Gesellschafter Ditzen GmbH & Co., u.a. Nordsee-Zeitung) und Stefan Hilscher (langjähriger Geschäftsführer Süddeutscher Verlag und Mit-Gesellschafter J. Hoffmann GmbH, Verlag Die Harke) als Ehrenamtler den Vorstandsvorsitz übernehmen. Als Mitglied des Vorstands gesetzt ist mit der Änderung der BDZV-Satzung im November 2022 auch der/die Hauptgeschäftsführer/in des BDZV, also Sigrun Albert.

Das Präsidium hat auch die ersten beiden Ressortvorstände nominiert, weitere werden im Lauf des Jahres hinzukommen. Den Delegierten zur Wahl empfohlen werden Lambert Lensing-Wolff (Verleger Lensing Media) für das Ressort Journalismus und Malte Wagner (SWMH) für das Ressort Recht.

Darüber hinaus hat das Präsidium den langjährigen BDZV-Vizepräsidenten und Vorsitzenden des Landesverbands VSZV, Valdo Lehari, Verleger Reutlinger General-Anzeiger, als Ehrenmitglied des künftigen Vorstands nominiert.

Die Wahl durch die Mitglieder der Delegiertenversammlung, dem obersten Beschlussgremium des BDZV, soll am 22. Mai geschehen. Bis dahin werden drei Vizepräsidenten den Verband führen. Das sind Christian DuMont-Schütte (Aufsichtsratsvorsitzender DuMont Mediengruppe), Valdo Lehari und – neu - Johannes Werle, Vorsitzender Geschäftsführung Rheinische Post Mediengruppe GmbH.

(Quelle: BDZV, PM 18.04.2023)

Fortschreibung der AGRAPA-Selbstverpflichtungserklärung

Vertreter der Papier- und Verlagswirtschaft haben der parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Dr. Bettina Hoffmann, eine Fortschreibung und Erweiterung der seit 1994 bestehenden Selbstverpflichtungserklärung der Arbeitsgemeinschaft Graphische Papiere (AGRAPA) übergeben. Stellvertretend für die Trägerverbände der grafischen Papierkette verwies der Vorsitzende der AGRAPA und Geschäftsführer der Frankfurter Societäts-Druckerei Volker Hotop auf die Erfolgsgeschichte der Selbstverpflichtung, die mit der aktuellen Erweiterung zu einer Verbesserung der Kreislaufwirtschaft von grafischen Papieren führen werde. So verpflichten sich die in den Verbänden (s. unten) organisierten Unternehmen freiwillig zu einem höheren Einsatz von Altpapier bei der Produktion grafischer Papiere und einem schrittweisen Ausstieg aus der Nutzung von Zeitungsdruckfarben mit Mineralöl bis zum Jahr 2028.

Mit dieser „Erweiterung der übernommenen Pflichten übernimmt die grafische Papierkette Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft“, sagte Hotop. Für das Bundesumweltministerium unterstrich Staatssekretärin Hoffmann die umweltpolitische Bedeutung der erweiterten Verpflichtungen, die die Kreislaufwirtschaft in Deutschland weiter stärke und ausbaue. Sie verwies darauf, dass es weiter jährlich eine Berichterstattung zur Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen und zu möglichen Fortschritten bei der Umsetzung im Altpapier-Rat geben werde. In diesem Gremium, das über die Einhaltung der Verpflichtungen aus der AGRAPA wacht, sind das Bundesumweltministerium, das Bundeswirtschaftsministerium, das Umweltbundesamt, die Bundesländer und die kommunalen Spitzenverbände vertreten.

Als Verbände beteiligt sind:

(Quelle: agrapa.de, 17.04.2023)

 

III. Auszeichnungen

Theodor-Wolff-Preis: Jury nominiert 15 Beiträge

Die Jury für den Journalistenpreis der Digitalpublisher und Zeitungsverleger - Theodor-Wolff-Preis (TWP) - hat 15 Beiträge für die renommierteste Auszeichnung nominiert, die die Zeitungsbranche zu vergeben hat. 

In drei der fünf Preiskategorien befinden sich Beiträge aus der Süddeutschen Zeitung, die von der Jury für den Preis in den Kategorien „Meinung“ (Dunja Ramadan, „Der Garten und der Dschungel“), „Reportage“ (Thorsten Schmitz, „Raus aus den Betten!“), und „Krieg in Europa“ (Daniel Brössler, „Schreckliche neue Welt“; Cathrin Kahlweit, „Einmal Hölle und zurück“) nominiert wurden.

In der Kategorie „Bestes lokales Stück“ wurde der Beitrag „Endlevel Hass“ von Julia Ruhnau, nominiert, der in den Nürnberger Nachrichten erschien.

Die finalen Preisträgerinnen und Preisträger der vom BDZV getragenen Auszeichnung werden erst am Tag der Preisverleihung in Berlin gewählt und am Abend bekannt gegeben. Die feierliche Verleihung findet am 21. Juni statt.

An der Ausschreibung hatten sich mehr als 400 Journalistinnen und Journalisten beteiligt. Der Preis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert.  

Mitglieder der Jury sind: Nico Fried (Politikchef Stern), Jury-Vorsitz, Lars Haider(Chefredakteur Hamburger Abendblatt), Julia Lumma (Stv. Chefredakteurin Content Development VRM), Lorenz Maroldt (Chefredakteur Tagesspiegel), Anna Petersen(Mitglied der Chefredaktion, Mitteldeutsche Zeitung), Benjamin Piel (Chefredakteur Mindener Tageblatt), Anja Reich (Chefin Dossier Berliner Zeitung), Julia Schaaf (Redakteurin Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung), Ulrike Winkelmann(Chefredakteurin taz- die tageszeitung). Vorsitzender des Kuratoriums ist Helmut Heinen, Herausgeber der Kölnischen Rundschau.

Der Theodor-Wolff-Preis erinnert an den langjährigen Chefredakteur des legendären Berliner Tageblatts, Theodor Wolff (1868 – 1943). Wolff musste 1933 vor den Nazis ins französische Exil fliehen, wurde dort verhaftet und der Gestapo ausgeliefert und starb 1943 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin.
 
Die Namen der rund 500 Preisträger seit 1962 sowie Details zum Preis finden Sie im Internet unter www.theodor-wolff-preis.de.

(Quelle: bdzv.de, 19.04.2023)

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