VBZV-Newsletter 35/2025

I. Digital

BDZV & Retresco präsentieren KI-Reifegrad-Report 2025: Wo deutsche Medienhäuser stehen

Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) und der KI-Spezialist Retresco legen mit dem neuen KI-Reifegrad-Report 2025 im zweiten Jahr in Folge eine Bestandsaufnahme zum Einsatz von generativer KI in Medienunternehmen und Redaktionen vor. Befragt wurden Führungskräfte, Chefredaktionen sowie Praktikerinnen und Praktiker aus nationalen und regionalen Medienhäusern.

Die Branchenerhebung beleuchtet den Einsatz von KI in verschiedenen Bereichen der Medienhäuser, mit einem Schwerpunkt auf die redaktionelle Arbeit. Ergänzt wird der Report durch Praxisbeispiele und aktuelle Einschätzungen aus der Branche. Der KI-Reifegrad-Report 2025 steht ab sofort kostenfrei zum Download zur Verfügung.

https://www.bdzv.de/fileadmin/content/6_Service/6-1_Presse/6-1-2_Pressemitteilungen/2025/PDFs/BDZV_Retresco_KI_Reifegrad_Report_2025.pdf

Zu den Kernpunkten der Studie:

Generative KI ist in den Redaktionen angekommen – Fokus auf Kosteneinsparungen. 
Der allgemeine Einsatz generativer KI ist im Jahresvergleich um 11 Prozentpunkte auf 96 Prozent gestiegen. Mehr als doppelt so viele Redaktionen wie im Vorjahr beabsichtigen damit, vor allem Kosten zu senken (2025: 57 Prozent, 2024: 24 Prozent) sowie ihre Effizienz zu steigern. Dies bedeutet, dass Budgetüberlegungen dominieren – mit klarem Fokus auf Sparpotenzialen.
Zugleich haben 60 Prozent der befragten Medienhäuser inzwischen KI-Kennzahlen eingeführt oder planen dies – ein Plus von 47 Prozentpunkten ge-genüber dem Vorjahr. Typische KPIs sind die Zeitersparnis in Minuten durch KI, die Anzahl der mit KI-Unterstützung generierten Artikel, die Steigerung von Le-se-Engagement und Lesedauer oder eigene Content-Scores.
Insgesamt liegt der Fokus auf internen Prozessoptimierungen. Die Entwicklung KI-basierter Angebote und Services zur Erschließung neuer Erlösquellen spielt dagegen eine nachgeordnete Rolle.

Redaktioneller Schwerpunkt: Nutzerbindung & neue Content-Formate
Mit 64 Prozent wird der Einsatz generativer KI zur Nutzerbindung als besonders vielversprechend eingeschätzt. Aktuell wird KI vor allem in textbasierten Prozessen eingesetzt. Die KI-gestützte Bildgenerierung verzeichnet mit +38 Prozent im Jahresvergleich den stärksten Zuwachs, während der Einsatz im Audio-Bereich um 7 Prozent zurückgeht. Im Textbereich steigt die KI-Nutzung um 5 Prozent, bei Video um 1 Prozent.
Zu den wichtigsten KI-Trends in den Redaktionen zählen neben der automatisierten Textgenerierung von Nachrichten und Artikeln (62 Prozent) insbesondere RAG-basierte Frage-Antwort-Systeme (60 Prozent), gefolgt von KI-gestützter Personalisierung (58 Prozent) und sprachbasierten Ausgabeformaten (47 Pro-zent). KI-Agenten hingegen werden nur von 34 Prozent der Medienhäuser als relevant eingestuft. Trotz intensiver Diskussionen um neue KI-Suchen wie Google AI Overviews, AI Mode oder Discover optimieren bislang nur 17 Prozent der Me-dienhäuser ihre Inhalte gezielt für diese Kanäle – während zugleich bereits 43 Prozent der Befragten einen Rückgang des organischen Google-Traffics ver-zeichnen.

Interne Umsetzung & Akzeptanz hinken hinterher
Zwar haben bereits 60 Prozent der Medienhäuser eine KI-Strategie definiert, allerdings ist sie nur 47 Prozent der Mitarbeitenden überhaupt bekannt. Auch bei der internen Akzeptanz zeigt sich ein differenziertes Bild: Während die anfängliche KI-Euphorie abebbt, ordnen sich inzwischen 69 Prozent der Mitarbeitenden neutral ein – Ablehnung bleibt die Ausnahme.

Zentrale Handlungsfelder für künftiges Wachstum
Die Erhebung von BDZV und Retresco identifiziert drei zentrale Bereiche, um mit generativer KI künftig nachhaltig zu wachsen:

1.    Wertschöpfende Anwendungen priorisieren
Angesichts des Kostendrucks empfiehlt es sich für Medienhäuser praxisnahe KI-Use-Cases zu priorisieren und interne Kompetenzen systematisch auszu-bauen – etwa durch Recherche-Assistenten oder interaktive Wissensarchive.
2.    Von externen Ökosystemen zu eigenen Angeboten
KI-Suchen von Google, OpenAI und Co. verringern Traffic und Reichweite – mit direkten Folgen für die Erlösströme. Eigene, personalisierte und interak-tive KI-Services reduzieren solche Abhängigkeiten und stärken die Nutzer-bindung.
3.    Transparente Governance & Enablement
KI-Strategien müssen intern klar kommuniziert werden: Es gilt Richtlinien, Tools und Trainings bereitzustellen sowie Rollen und Verantwortlichkeiten in den Redaktionen klar zu definieren.

„Die Ergebnisse zeigen: KI ist in den Medienhäusern und Redaktionen angekommen, doch es braucht verbindliche Leitplanken und Qualifizierung, um Potenziale zu skalieren. Wer Mitarbeitende mit praktischen Handbüchern und Hands-on-Hilfen wie Prompt-Datenbanken ausstattet, schafft Vertrauen, Geschwindigkeit und Qualität – und legt die Basis für eine nachhaltige KI-Kultur“, kommentiert Holger Kansky, Leiter Digitales & Vermarktung beim BDZV.

„Die zentrale Erkenntnis unserer Erhebung ist für mich, dass der aktuelle Fokus beim Einsatz von KI noch immer auf interner Prozessoptimierung für einzelne Mitarbeitende liegt. Bisher weniger ausgeprägt ist die Entwicklung neuer KI-basierter Angebote und Services, die die Leserschaft binden, um zusätzliche Erlösquellen zu erschließen“, ergänzt Johannes Sommer, CEO von Retresco.

(Quelle: bdzv.de, 07.10.2025)

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Stärkung einer flächendeckenden KI-Anwendung in Europa: EU-Kommission stellt „Apply AI“-Strategie vor

Die EU-Kommissarin für Technologie, Henna Virkkunen, hat gestern, am 08. Oktober 2025, die „Apply AI“-Strategie der Europäischen Kommission vorgestellt – ein Maßnahmenpaket, das darauf abzielt, Unternehmen in ganz Europa beim breitflächigen Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zu unterstützen.

Der Schritt soll u.a. dazu beitragen, die EU unabhängiger von Technologie aus den USA und China zu machen. "Wir werden diese 'AI-First'-Mentalität in allen unseren Schlüsselsektoren vorantreiben", sagte EU-Präsidentin Ursula von der Leyen.

Das umfangreiche Strategiepapier listet eine Reihe von Initiativen auf, mit denen die Kommission die Einführung von KI-Technologien beschleunigen will. 
Bereits im April 2025 wurde der Aktionsplan „KI-Kontinent“ vorgestellt, um Europa als weltweit führenden Standort für Künstliche Intelligenz (KI) zu etablieren. Zwei zentrale Strategien wurden veröffentlicht: „KI anwenden“ und „KI in der Wissenschaft

Im Zentrum von Apply AI steht nun die KI-Entwicklung selbst: Mit einer neuen „Frontier AI Initiative“ sollen Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammengebracht werden, um „fortschrittliche KI-Fähigkeiten“ zu erschließen. Geplant sind Wettbewerbe zur Entwicklung offener KI-Modelle, die kostenfreien Zugang zu EU-eigenen Supercomputern erhalten sollen. Zudem plant die Kommission neue „AI for Business“-Masterprogramme, um Unternehmen den Zugang zu qualifizierten Fachkräften zu sichern.

Die Strategie sieht außerdem Unterstützung für branchenspezifische KI-Modelle und -Agenten im Industriesektor vor, ebenso wie Fördergelder für sogenannte „Acceleration Pipelines“, die KI-Innovationen aus Forschungslaboren direkt in die Produktion bringen sollen.
Das gesamte KI-Tempo soll künftig durch ein neues „AI Observatory“ überwacht und im Rahmen einer „Apply AI Alliance“ diskutiert werden – einer überarbeiteten Version der bisherigen „AI Alliance“, einem bereits bestehenden Stakeholder-Forum.

Bei alledem bleiben die konkreten Umsetzungsdetails vage. Unklar bleibt etwa, wie genau das geplante Observatorium ausgestaltet werden soll und welche Aufgaben es konkret übernimmt. Insgesamt hat die Apply-AI-Strategie keine Antwort auf die immensen Probleme vor die der AI Act alle Akteure im Zusammenspiel mit anderen Rechtsakten stellt.

So fordern die Verlegerverbände weitergehende Regelungen zum Umgang von KI-Anbietern mit Medieninhalten. Die EU hat dazu mit der Verabschiedung der KI-Verordnung im vorigen Jahr erste Rahmenbedingungen geschaffen. Dennoch muss der Beitrag und die Investitionen von Medien- und Kreativschaffenden angemessen geschützt werden. Die Verpflichtung der Anbieter von KI-Systemen, Maßnahmen einzuführen, um das Urheberrecht einzuhalten, sei nur ein erster Schritt. Die Verpflichtung läuft aber ins Leere, wenn KI-Unternehmen nicht offenlegen müssten, welche Inhalte sie nutzen. Daher fordert der BDZV, KI-Anbietern vorzuschreiben, dass sie im Rahmen einer Dokumentationspflicht detailliert alle für Trainings-, In-put- und sonstige Zwecke verwendeten Inhalte nachweisen müssen. Die derzeit im AI Act vorgesehene Pflicht, eine Zusammenfassung der zu Trainingszwecken ver-wendeten Inhalte zu erstellen, reicht nicht aus.

(Quelle: commission.europa.eu, 08.10.2025; euractiv.de, 08.10.2025; medi-en.epd.de, 13.08.2025.

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vbw begrüßt Pläne für eine beschleunigte Verankerung von KI in der Breite – Bewerbung um KI-Megafabrik in Bayern wichtiges Zukunftssignal

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), an der auch unser Verband betei-ligt ist, unterstützt die Pläne der EU-Kommission, die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Breite von Wirtschaft und Staat zu verankern. 

„Mit der ‚Apply AI‘-Strategie legt die EU das praktische Grundgerüst für den zuvor bereits angekündigten EU-'KI-Kontinent'-Aktionsplan – damit Europa zu ei-nem Spitzenreiter in der KI-Technologie wird“, erklärt vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Für die vbw ist für eine flächendeckende KI-Anwendung auch eine hohe Rechenleistung ausschlaggebend. „Die von der EU geplante Errichtung von fünf Mega-Rechenzentren für KI begrüßen wir. Vor allem unterstützen wir die Bewerbung der Bayerischen Staatsregierung im Rahmen ihrer ‚Blue Swan‘-Initiative um eine solche KI-Megafabrik bei uns im Freistaat. Fakt ist: Nur so schaffen wir den Sprung in die nächste Technologie-Ära und bleiben auch zukünftig wirtschaftlich stark“, führt Brossardt aus.

Abschließend ergänzt Brossardt: „Um das volle Potenzial der KI-Technologien zu entfalten, braucht es eine grundlegend neue Standortpolitik. Dafür setzen wir auf EU-Ebene auf weniger und dafür konsistente Regulierung, die Beseitigung von rechtlichen Unklarheiten und eine ausgeprägte Chancenorientierung. Nur so können wir unseren europäischen Wirtschafts- und Technologiestandort wieder attraktiv machen, um ein weltweit führender KI-Standort zu werden. Nachbesserungen am ‚AI Act‘ und den weiteren EU-Regelungen zur Datenwirtschaft müssen daher auch auf der Agenda stehen.“

(Quelle: vbw, PM 08.10.2025

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II. Aus den Verlagen

Eröffnung der Attenkofer Akademie: Raum zur Reflexion über die Rolle der Medien in Demokratie und Gesellschaft

Am heutigen Donnerstag, 09. Oktober 2025, wurde in Straubing die neue Attenkofer Medienakademie eröffnet.

Verleger Prof. Dr. Martin Balle betont anlässlich der Eröffnung, dass das neue Zentrum einen entscheidenden Beitrag zur Förderung von Medienkompetenz und Demokratie leisten soll. Die Akademie versteht sich als Begegnungsstätte, an der Experten Wissen weitergeben und Redakteure mit jungen Menschen zu aktuellen Medienthemen ins Gespräch kommen. Sie hebt die Bedeutung journalistischer Verantwortung und der Unterscheidung zwischen geprüften Fakten und oberflächlichen Schlagzeilen hervor.

"Der Diskurs wird hier gelebt", sagte Florian Herrmann (CSU), Leiter der Staatskanzlei und Medienminister, bei der Eröffnungsfeier, bei der unser Verband durch seinen Ersten Vorsitzenden Andreas Scherer sowie Hauptgeschäftsführer Dr. Markus Rick vertreten war.

Eine pädagogisch hochwertige Ausstellung führe durch die wechselvolle Verlags- und zugleich Mediengeschichte, sagte Herrmann. Die Schau berühre auch deshalb, weil der Besucher den Eindruck gewinne, "was man da sieht, das wiederholt sich". Demokratie und Frieden seien gefährdet durch "Aggressoren, die eine neue Weltordnung wollen und nicht den Weg des Dialoges suchen, sondern der Konfrontation". Der Minister betonte den Wert von Meinungs- und Pressefreiheit.

Die Akademie richtet sich an alle Altersgruppen, insbesondere an Kinder, Jugendliche und Erwachsene, um ihnen Medienkompetenz, kritisches Denken und ein Verständnis für die Bedeutung von Journalismus und freier Information zu vermitteln.
 
Sie bietet Mitmachstationen, Veranstaltungen und Dialogmöglichkeiten und veranschaulicht Mediengeschichte von den Anfängen der Pressefreiheit bis heute. Leitfigur der Akademie ist Clemens Attenkofer, Gründer des Straubinger Tagblatts. 

Durch Vorträge, Seminare und Workshops soll die Einrichtung Menschen darin bestärken, sich aktiv einzubringen und gesellschaftliche Entwicklungen mitzugestalten.

Gerade in Zeiten von Fake News und Social Media will die Akademie Schülerinnen und Schülern Kompetenz im Mediendschungel vermitteln, sagte Leiterin Sonja Ettengruber. Auch für vielfältige Veranstaltungen stehe das Haus offen. So finde dort im November der Lehrermedientag der bayerischen Zeitungen statt.

In den Räumen sollen analoge Kommunikation und Begegnungen stattfinden, fasste Verleger Martin Balle zusammen. Getragen wird die privat finanzierte Einrichtung von der Stiftung Attenkofer. Zur Mediengruppe Attenkofer gehören unter anderem das "Straubinger Tagblatt", die "Landshuter Zeitung" und die Münchner "Abendzeitung".

(Quelle: idowa.de, 09.10.2025; blaetterkatalog.mga, 09.10.2025)

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