VBZV-Newsletter 33/2025


I. Medienpolitik

„Traffic Killer“ für unabhängige Medien – DSA-Beschwerde gegen Googles AI Overviews 

Eine Allianz aus NGOs, Organisationen der Medienwirtschaft und Verbänden, darunter der BDZV, hat bei der Bundesnetzagentur in ihrer Rolle als Digital Services Coordinator (DSC) förmliche Beschwerde gegen den Google-Dienst AI Overviews eingereicht. Nach Auffassung der Unterzeichner verletzt Google mit der Integration KI-generierter Antworten (sog. Google AI Overviews) in die Suche zentrale Vorgaben des Digital Services Act (DSA) – mit gravierenden Folgen für Medienvielfalt, Meinungsfreiheit und demokratischen Diskurs.

Mit AI Overviews erhalten Nutzerinnen und Nutzer Antworten auf Suchanfragen direkt in der Google Suchergebnisliste, ohne auf die Originalquellen klicken zu müssen. Damit schafft Google ein Konkurrenzprodukt zu journalistisch-redaktionellen Inhalten, entzieht Medienhäusern Reichweite sowie Werbeeinnahmen und gefährdet ihre Refinanzierung, dies alles aufbauend auf den Inhalten Dritter.

Daniela Beaujean, Geschäftsführerin des VAUNET – Verband Privater Medien, erklärt für die Allianz der Medien- und Digitalwirtschaft: „Google platziert seine KI-Antworten vor den Inhalten Dritter und wird damit zum ‚Traffic-Killer‘. Im Ergebnis reduziert Google AI Overviews die Reichweite und Auffindbarkeit unabhängiger und demokratierelevanter privater Medien. Als für die Informations- und Inhaltevermittlung relevante Plattform ist Google aufgefordert, entsprechenden Risiken, Intransparenz und Fehlinformationen entgegenzuwirken. Es liegt in den Händen der Bundesnetzagentur als Digital Services Coordinator und der EU-Kommission, nun eine konsequente Umsetzung des DSA zu gewährleisten.“

Die von Google generierten Antworten basieren auf einem proprietären Modell, dessen Funktionsweise intransparent ist. Analysen legen nahe, dass die KI auch fehlerhafte oder erfundene Inhalte verbreitet – ein direkter Widerspruch zu den Zielen des DSA.

Dr. Christine Jury-Fischer, Geschäftsführerin Corint Media, dazu für die Allianz der Medien- und Digitalwirtschaft: „Google drängt einmal mehr konkurrierende Angebote zurück, um die eigene Machtposition zu festigen. Wenn Medienvielfalt und demokratischer Diskurs erhalten bleiben sollen, ist regulatorisches Einschreiten dringend geboten. Denn „digitale Souveränität“ bedeutet nicht nur, über eine unabhängige digitale Infrastruktur zu verfügen, sondern auch für eine unabhängige diskriminierungsfreie Distribution digitaler journalistischer Inhalte zu sorgen.“ 

Die Beschwerdeführer fordern den DSC auf, die Europäische Kommission gemäß Art. 65 Abs. 2 DSA einzuschalten und ein Verfahren einzuleiten. Bei Verstößen gegen den DSA drohen empfindliche Sanktionen – bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.

An der Allianz der Medienwirtschaft und NGOs beteiligt sind: AW Algorithm-Watch, Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR); Börsenverein des Deutschen Buchhandels; Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV); Deutscher Journalisten-Verband (DJV); European Federation of Journalists; EMMA European Magazine Media Association & ENPA European Newspa-per Publishers' Association; Initiative for Neutral Search & Innovate Europe Foundation (IEF); Initiative Urheberrecht; MVFP - Medienverband der freien Presse; Verband Deutscher Lokalzeitungen und Lokalmedien (VDL).

(Quelle: BDZV, PM 19.09.2025)

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II. Nachhaltigkeit

EUDR: Kommission will Entwaldungsverordnung erneut verschieben

Die Europäische Kommission will den Anwendungsstart der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) um ein weiteres Jahr verschieben. Umweltkommissarin Jessika Roswall hat dies gegenüber dem Vorsitzenden des Umweltausschusses im EU-Parlament, Antonio Decaro (S&D) und dem dänischen Umweltminister und Vorsitzenden des EU-Umweltrats, Magnus Heunicke mit Kapazitätsproblemen beim IT-System begründet, das zur Umsetzung nötig ist. Würde die Verordnung wie bisher geplant ab dem 30. Dezember 2025 greifen, drohten Verzögerungen oder Störungen des Systems. 

Der Anwendungsstart der EUDR war schon im vergangenen Jahr um zwölf Monate verschoben worden. Ob mit dem erneuten Aufschub auch inhaltliche Änderungen an der Verordnung einhergehen, ist offen. Eine offizielle schriftliche Stel-lungnahme der EU-Kommission liegt derzeit noch nicht vor.

Die neuerliche Verschiebung muss nun vom Europäischen Parlament und dem Rat der Mitgliedsstaaten gebilligt werden, bevor sie rechtskräftig wird.  
 
(Quelle: Handelsblatt, 23.09.2025; Table Briefing, 24.09.2025; boersenblatt.net, 24.092025; BVDM, PM 23.09.2025)

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„Freiheit braucht das ganze Bild“– Initiative 18 startet Kampagne für Me-dienvielfalt als Schutz der Demokratie

Die Initiative 18 hat eine großangelegte Awareness-Kampagne zum Schutz von Medienvielfalt und Demokratie gestartet. Der Claim lautet "Freiheit braucht das ganze Bild". Die Kampagne, die nach Angaben der Initiatorinnen und Initiatoren in allen relevanten Medien zu sehen ist, illustriert durch eine prägnante Bildsprache eindrücklich, welche Konsequenzen der Verlust medialer Vielfalt für die Gesellschaft hätte.

Dazu wird auf ikonische Pressefotos zurückgegriffen, aus denen jeweils ein zentrales Bildelement entfernt wurde. Zu den gezeigten Motiven zählen etwa eine Aufnahme vom 11. September, das Bild des leblosen Alan Kurdi am Strand sowie das weltbekannte Foto des Mädchens, das nach einem Napalm-Angriff in Vietnam verletzt und weinend auf der Straße läuft. Das jeweils fehlende Bildele-ment symbolisiert, was der Gesellschaft verloren geht, wenn Medienvielfalt nicht mehr gewährleistet ist.

"Die Pressefreiheit ist das relevante Puzzlestück unserer Demokratie. Wo sie fehlt, mangelt es an Freiheit und Wahrheit. Sie zu schützen und zu stärken ist eine der zentralen Ziele unserer Zeit", sagt Raphael Brinkert, CEO brinkertlück creatives, der für die Kampagne verantwortlich zeichnet. Neben brinkertlück creatives stehen weitere große Namen hinter der Kampagne. Der Slogan "Freiheit braucht das ganze Bild. Medienvielfalt schützt Demokratie" stammt von Team BBDO, das Logo von Initiative 18 hat die Peter Schmidt Group entwickelt.

Die „Initiative 18“ ist ein Bündnis aus Unternehmen, Verbänden sowie Marktteilnehmern der Medien- und Kommunikationsindustrie um Manfred Kluge von der Omnicom Media Group, das sich für den Erhalt von Medienvielfalt, Trusted Content und eine demokratische Gesellschaft einsetzt. Die Initiative fordert, dass freie, sichere und nachhaltige Medien als das 18. Nachhaltigkeitsziel in die Agenda 2030 der Vereinten Nationen aufgenommen und gefördert werden. Dieses neue Ziel soll laut der Website der Initiative 18 mit die „bestehenden 17 SDGs (Sustainable Development Goals) ergänzen und verstärken, und mit den Forderungen „Keine Armut“, „kein Hunger“, „Gesundheit und Wohlergehen“, „hochwertige Bildung“, „Geschlechtergleichheit“, „sauberes Wasser“, „saubere Energie“ u.a. in einer Reihe stehen. 

Das Bündnis will neue Standards fördern, um Werbeinvestitionen nachhaltig zu steuern. Der Fokus soll dabei auf der Unterstützung von Inhalten, die gesellschaftlichen und demokratischen Mehrwert bieten, und der Vermeidung von Kapitalisierung schädlicher Inhalte liegen. Unter Werbe-Entscheidern und Media-Experten wird die Forderung nach einer "verantwortungsvollen Allokation von Werbeinvestitionen" kritisch diskutiert.

Weitere Ziele der Initiative sind: die Sicherstellung der Presse- und Rundfunkfreiheit, der Erhalt der Medienvielfalt mit hybriden Geschäftsmodellen, eine nachhaltige Allokation von Werbeinvestitionen, die Bekämpfung von Desinformation und weiteren schädlichen Inhalten, die Förderung von Medienkompetenz und Bildung, die verantwortungsvolle Nutzung von Technologie und Datenethik, die Förderung eines fairen Wettbewerbs (level playing field) im Medien- und Werbeumfeld sowie die Anerkennung urheberrechtlich geschützter journalistischer Leistungen. Das Bündnis richtet sich an Werbekunden, Medien, digitale Platt-formen, Dienstleister sowie Entscheiderinnen und Entscheider in der Politik. 

(Quelle: initiative18.org; dwdl.de, 16.09.2025; VBZV, RS 07.08.2025; VBZV, JB 2024)

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III. Junge Leser

„Faktensicher durch die Informationsflut: Wissen, was stimmt“ – Lehrermedientag der bayerischen Zeitungen am 19.11.2025

Der bayerische Lehrermedientag informiert turnusmäßig Lehrerinnen und Lehrer über aktuelle Entwicklungen in der Medienwelt. Am Mittwoch, 19. November wird das kostenlose Fortbildungsangebot ab 9 Uhr wieder live aus dem Studio der Mediaschool Bayern gestreamt. Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten und aller Jahrgangsstufen sind eingeladen sich zuzuschalten, wenn 16 Verlage aus ganz Bayern mit Keynotes und Diskussionsrunden Anregungen für den Umgang mit Medien bieten. 

Jan Ludwig, Teamleiter Open Source Intelligence bei der Neuen Zürcher Zeitung, wird sein Expertenwissen an Lehrerinnen und Lehrer weitergeben: An aktuellen Beispielen veranschaulicht er die Grundprinzipien der Verifikation und erklärt Recherche-Methoden im digitalen Journalismus. 

Prof. Dr. Carsten Reinemann von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München spricht über den zentralen Wert von verlässlichen Informationen. 

Dr. Christina Berndt, Süddeutsche Zeitung, gibt anhand von Beispielen aus ihrem Redaktionsalltag Einblicke in ihre Arbeitsweise als mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftsjournalistin und zeigt, wie sie in ihren Recherchen Fakten von Fiktionen unterscheidet.

Der Livestream wird in Kooperation mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit und der Mediaschool Bayern veranstaltet. 

Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.lehrermedientag.de.

Der Lehrermedientag ist ein zusätzlicher Baustein, den die bayerischen Zeitungshäuser zur Medienkunde liefern. Den Grundstock bilden die zahlreichen Medienprojekte der Verlage, die seit vielen Jahren den medienpädagogischen Unterricht mit Lehrmaterialien zu klassischen Medien, Social Media oder Messengerdienste und Social Media unterstützen. Darüber hinaus bieten viele Zeitungshäuser Schulbesuche und Werkstattgespräche an.

(Quelle: VBZV, PM 23.09.2025)
 

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