VBZV-Newsletter 23/2025


I. Medienpolitik

Google schuldet deutschen Medien rund 1,3 Milliarden Euro
Jörg Eggers, BDZV: „Medienhäuser und Kreativschaffende sind keine Bittsteller“

Google erwirtschaftet in Deutschland rund 3,2 Milliarden Euro Umsatz durch journalistische Inhalte. Davon stünden den Medienanbietern bei fairer Verteilung etwa 1,3 Milliarden Euro zu. Dies ergab eine von der Verwertungsgesellschaft Corint Media beauftragte Studie der Verhaltensökonomen von FehrAdvice & Partners.

Die Untersuchung basiert auf einem verhaltensökonomischen Experiment, das reales Nutzerverhalten misst, darunter Klickverhalten und Zahlungsbereitschaft. Ein ähnliches Studiendesign wurde bereits in der Schweiz, Großbritannien und Polen angewendet. Die Ergebnisse bestätigen frühere Studien, die den hohen Wert journalistischer Inhalte für die Google-Suche betonen. So schätzte Professor Matthew Elliott von der Universität Cambridge 2022, dass Nachrichteninhalte jährlich etwa 1 Milliarde Pfund für Google und Facebook einbringen. Eine Studie der Columbia University und der Brattle Group kam sogar auf 10 bis 12 Milliarden US-Dollar, die Google den US-Medien schuldet.

Vom 25. bis 31. März 2025 nahmen für die Studie 1.240 Nutzer an einem Online-Experiment teil. Sie sahen zwei Versionen einer simulierten Google-Suche: ein realistisches Abbild der Google-Suche und eine Version, aus der journalistische Medien entfernt wurden. 73 Prozent der Teilnehmer bevorzugten die Suche mit journalistischen Inhalten und bewerteten sie als 24 Prozent wertvoller.

FehrAdvice schätzte Googles Umsätze aus Suchmaschinenwerbung in Deutschland auf rund 8 Milliarden Euro. Zusätzlich erzielte Google etwa 1,2 Milliarden Euro durch den AdSense-Dienst und rund 1,5 Milliarden Euro durch Werbung auf YouTube. Insgesamt belaufen sich Googles Werbeeinnahmen in Deutschland auf etwa 10,7 Milliarden Euro. Der Anteil, der direkt auf journalistische Inhalte ent-fällt, beträgt laut FehrAdvice etwa 12 Prozent der gesamten Werbeumsätze.

„Die Studie zeigt, wie vergleichbare Untersuchungen in anderen Ländern, den hohen Wert der Leistungen der Presse für Suchmaschinen“, sagt BDZV-Hauptgeschäftsführer Dr. Jörg Eggers. „Medienhäuser und Kreativschaffende sind keine Bittsteller. Sie liefern die Inhalte, auf denen Googles Geschäftsmodell basiert. Ohne sie verliert die Suchmaschine ihre Glaubwürdigkeit und Attraktivität", so Eggers weiter. "Ohne Qualitätsinhalte von professionellen Redaktionen wäre Google eine mediale Schrottpresse. Hier geht es um wirtschaftliche Fragen, aber vor allem auch um die Zukunft demokratischer Meinungsbildung. Darum gilt mehr denn je: Wir brauchen klare gesetzliche Regelungen für faire Suche und eine faire Zahlung der Leistungen, mit denen Gatekeeper in Deutschland Milliardenerlöse erzielen.“

Auch Philipp Welte, MVFP-Vorstandsvorsitzender und Vorstand Hubert Burda Media sowie einer der Sprecher des Bündnis Zukunft Presse, einer Initiative von BDZV und dem Medienverband der freien Presse (MVFP), äußerte sich zu den Berechnungen der Studie: „Diese Zahlen zeigen die wahre Dimension der Ausbeutung unserer redaktionellen Arbeit unter der Ägide des neuen digitalen Feudalismus. In den digitalen Märkten sind wir in der Verbreitung unserer Inhalte und damit in ihrer Monetarisierung vollständig der Willkür der Digitalplattformen ausgeliefert. Diese missbrauchen ihre Marktmacht, um die Wertschöpfung entlang hochwertiger journalistischer Arbeit weitergehend in den eigenen Kassen verschwinden zu lassen. Es ist wichtig, dass die Regierenden in Berlin und Brüssel erkennen, wie überfällig jetzt eine Regulierung ist, die eine diskriminierungsfreie und finanziell faire Presseverbreitung auch über die Plattformen der US-amerikanischen Tech-Monopolisten sicherstellt. Und dazu gehört ganz klar auch ein angemessener Preis für jede Verwendung von Verlagsinhalten.“

(Quelle: bdzv.de, 13.06.2025)

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Plattform-Soli als Ausgleich rückläufiger Werbeerlöse für die lokalen Medien

Dr. Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), befürwortet eine Digitalabgabe für große Online-Plattformen wie Google (Alphabet), Facebook (Meta) und Amazon. Eine Abgabe von zehn Prozent der Werbeumsätze sei angemessen, denn diese Unternehmen zahlten weniger Steuern als traditionelle Medienhäuser so der BLM-Präsident gegenüber der Augsburger Allgemeinen. Die Erlöse aus einem solchen „Platform-Soli“ sollten zur Unterstützung des Lokalrundfunks und der Lokalpresse verwendet werden, da diese besonders von der Konkurrenz der Digitalgiganten betroffen sind.

Laut einer Prognose von „Die Medienagenturen“ werden die großen Player 2025 die Hälfte aller deutschen Netto-Werbeumsätze erzielen. Gleichzeitig hat die Europäische Union bereits vor Jahren errechnet, dass Digitalunternehmen wie Google und Facebook fast 15 Prozent weniger Steuern zahlen als Unternehmen mit traditionellen Geschäftsmodellen. 

Die Wettbewerbschancen für die Digitalgiganten sind einfach aufgrund ihrer Größe viel besser, z. B. wenn es darum geht, Marktbedingungen in ihrem Sinne durchzusetzen oder Skaleneffekte zu erzielen. Darüber hinaus verfügen sie über einen Datenschatz, den sie im Rahmen der Werbevermarktung monetarisieren – und dabei klassische Unternehmen verdrängen. Angesichts dessen ist es vollkommen unverständlich, warum gleichzeitig Digitalplattformen im Fall der Verbreitung rechtswidriger Inhalte und unabhängig von ihrer Größe immer noch durch das sogenannte Haftungsprivileg bessergestellt werden gegenüber jedem klassischen Medienhaus, so Schmiege. 

Der konkreten Ausgesaltung einer solchen Digitalabgabe müsse aber zunächst die Diskussion nach den Zielen vorangestellt werden. Im Koalitionsvertrag der schwarz-roten Bundesregierung findet sich der Satz, dass die Erlöse aus einer Digitalabgabe „dem Medienstandort zugutekommen“ sollen.

Nach Ansicht Schmieges sollte die Digitalabgabe bei denjenigen Medienanbietern einen Ausgleich schaffen, bei denen vom Werbekuchen immer weniger ankommt. Der Lokalrundfunk aber auch die Lokalpresse seien von den geschilderten Entwicklungen existenziell bedroht, obwohl gerade sie einen besonderen Beitrag zur Stärkung gesellschaftlichen Engagements vor Ort und damit zu unserer Demokratie leisten. Genau deshalb unterstütze der Freistaat Bayern und die staatsferne Landeszentrale seit Jahren – unabhängig von der politischen Ausrichtung – den Lokalrundfunk. 

(Quelle: Augsburger-Allgemeine.de, 24.06.2025)

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Reuters Digital News Report 2025 – Ergebnisse für Deutschland: Hohes Interesse an Lokalen Nachrichten – Weiterhin Vertrauen in die klassischen Medien

Die speziell den deutschen Medienmarkt betreffenden Ergebnisse aus dem aktuellen Reuters Institute Digital News Report 2025 hat das Leibnitz-Institut für Medienforschung – Hans-Bredow-Institut in einer Analyse des Reports zusammengestellt.

Lokale Nachrichten stoßen danach weiterhin auf großes Interesse. Insgesamt sind 84 Prozent der Befragten mindestens etwas an aktuellen Informationen, die sich auf die eigene Gegend beziehen, interessiert. Gut die Hälfte der Befragten nutzt innerhalb einer Woche lokale Nachrichten; bei den 18- bis 24-Jährigen ist es jede dritte Person (34 %) und bei den über 55-Jährigen 61 Prozent. Im Vergleich verschiedener Informationsquellen werden lokale Zeitungen, Radio- und Fernsehsender weitestgehend als beste Informationsquelle zu verschiedenen Themen erachtet. Das gilt insbesondere für Informationen zu lokalen Nachrich-ten, Lokalpolitik und lokalen Bekanntmachungen.

66 Prozent der erwachsenen Online-Bevölkerung in Deutschland konsumieren mindestens einmal pro Woche Nachrichten im Internet. Die meistgenutzte Nachrichtenquelle im Internet sind soziale Medien wie Facebook, X oder YouTube (33 %). In der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen konsumiert jede zweite Person regelmäßig Nachrichten auf derartigen Plattformen. Für rund ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen stellen soziale Medien zugleich die wichtigste Nachrichtenquelle dar und etwa jede sechste Person (17 %) in dieser Altersgruppe kommt ausschließlich in sozialen Medien mit Nachrichteninhalten in Kontakt.

Die sozialen Medien, die anteilig von den meisten Befragten verwendet werden, um Nachrichten zu suchen, zu lesen, anzuschauen, zu teilen oder um darüber zu diskutieren, sind auch im Jahr 2025 YouTube (18 %), WhatsApp (15 %) und Fa-cebook (15 %). In der jüngsten befragten Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen konsumieren 29 Prozent regelmäßig Nachrichten auf Instagram, gefolgt von YouTube (23 %) und WhatsApp (20 %). 

Von allen Nachrichteninhalten in sozialen Medien finden dabei die Inhalte von traditionellen Nachrichtenmedien bzw. Journalisten insgesamt die größte Beachtung. Das gilt sowohl für ältere als auch für jüngere Nutzer. Gleichzeitig sagen 18- bis 24-Jährige anteilig etwas häufiger als ältere Befragte, dass sie den Nachrichteninhalten von politischen Akteuren sowie Nachrichten-Influencern in sozialen Medien am meisten Beachtung schenken.

Das allgemeine Interesse an Nachrichten im Jahr 2025 bleibt stabil. Wie bereits im Vorjahr sagen 55 Prozent der erwachsenen Internetnutzern in Deutschland, dass sie überaus oder sehr an Nachrichten interessiert sind. Auch die allgemeine Reichweite von Nachrichten bleibt auf einem hohen Niveau: 91 Prozent konsumieren mehr als einmal pro Woche Nachrichten (2024: 89 %). Gleichzeitig ha-ben 71 Prozent der erwachsenen Internetnutzern angegeben, dass sie mindestens gelegentlich aktiv die Nachrichten vermeiden (2024: 69 %).

Entgegen ihrer zunehmenden Verbreitung spielen Generative-KI-Chatbots wie ChatGPT, Gemini oder Perplexity nur eine sehr geringe Rolle im Kontext von Nachrichten. Lediglich vier Prozent der erwachsenen Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland verwenden wöchentlich einen generativen KI-Chatbot zum Abrufen von Nachrichten. Bei Befragten im Alter unter 35 Jahren ist dieser Anteil mit neun bzw. zehn Prozent etwas höher.

Um bestimmte Artikel oder Berichte online zu finden, greifen die meisten erwachsenen Internetnutze direkt auf eine Website oder die App eines Nachrichtenangebots zu (35 %) oder geben den Namen einer bestimmten Website in eine Suchmaschine ein (24 %). Weitere häufig genutzte Zugangswege zu Online-Nachrichten stellen soziale Medien sowie die Eingabe eines Nachrichtenthemas in eine Suchmaschine dar (jeweils 24 %). Mehr als ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen stoßen sogar hauptsächlich in den sozialen Medien auf Nachrichten.

Insgesamt ist das Vertrauen in Nachrichten auf einem stabilen Niveau geblieben. 45 Prozent der erwachsenen Internetnutzer in Deutschland sind der Ansicht, man könne dem Großteil der Nachrichten in der Regel vertrauen. Auch das Vertrauen in die Nachrichten, die die Befragten selbst nutzen, ist mit 57 Prozent unverändert hoch. Dabei sind die beiden Hauptnachrichten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten erneut die beiden Angebote mit den höchsten Vertrauenswerten unter den abgefragten Marken, die den Befragten bekannt sind, gefolgt von regionalen bzw. lokalen Tageszeitungen.

Das vergleichsweise hohe Vertrauen der erwachsenen Online-Bevölkerung in die Nachrichtenmedien in Deutschland spiegelt sich auch in deren Einschätzungen wider, welche Quellen ein hohes Risiko für die Verbreitung von falschen oder irreführenden Informationen im Internet darstellen. Mehr als die Hälfte der Befragten sieht in Online-Influencern bzw. Online-Persönlichkeiten eine große Gefahr im Zusammenhang mit Des- und Falschinformation. Weitere 47 Prozent sind der Meinung, dass von Aktivisten sowie von ausländischen Regierungen, Politikern oder Parteien eine große Gefahr ausgeht, und 40 Prozent denken dies in Bezug auf Politikern und Parteien aus Deutschland. Im Verhältnis dazu werden Nach-richtenmedien und Journalisten als weniger bedrohlich wahrgenommen (24 %). Im Vergleich verschiedener Kanäle und Plattformen wird TikTok als besonders gefährlich eingeschätzt (57 %), dicht gefolgt von X (53 %) und Facebook (50 %). Lediglich 14 Prozent sind der Meinung, dass Nachrichten-Websites eine große Gefahr im Zusammenhang mit falschen oder irreführenden Informationen im Internet darstellen.

Jede dritte befragte Person fühlt sich bei der Nutzung von personalisierten Nachrichten Websites oder -Apps eher oder sehr wohl. 38 Prozent sind dahingehend unentschieden und 18 Prozent fühlen sich dabei unwohl. Etwas höher ist die Akzeptanz von personalisierten Online-Inhalten im Bereich Wetter, Musik sowie Filme und Serien. Auch das Interesse der Befragten an der Nutzung von spezifischen Nachrichtenangeboten, die mithilfe von KI an ihre individuellen Bedürfnisse angepasst werden, ist eher gering. Das größte Interesse an derartig personalisierten Nachrichtenangeboten zeigt die jüngste Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen. Das gilt vor allem für den Einsatz von KI für Zusammenfassungen (27 %), Übersetzungen (24 %) oder vereinfachte Formulierungen (24 %) von Nachrichtenartikeln.

Trotz der zunehmenden Verbreitung von künstlicher Intelligenz (KI) wird ihrem Einsatz bei der Nachrichtenproduktion weiterhin mit Skepsis begegnet. 54 Prozent fühlen sich bei der Nutzung von Nachrichten, die hauptsächlich durch KI produziert wurden, eher oder sehr unwohl. Etwas größer ist die Akzeptanz, wenn Nachrichten lediglich mit etwas Hilfe von KI, aber hauptsächlich von menschlichen Journalisten produziert wurden (34 %). Den größten Vorteil von hauptsächlich durch KI produzierten Nachrichten gegenüber menschlich produzierten Nachrichten sehen die Befragten in der kostengünstigeren Produktion. Im Hinblick auf die Vertrauenswürdigkeit von Nachrichten erwarten die Befragten jedoch mehrheitlich, dass diese von menschlich produzierten Nachrichten besser erfüllt wird als von einer künstlichen Intelligenz.

(Quelle: https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/102887/ssoar-2025-behre_et_al-Reuters_Institute_Digital_News_Report.pdf)

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II. Aus den Verlagen

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ startet regionalen KI-Assistenten

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) hat den Rhein-Main-Assistenten eingeführt. Diese KI-gestützte Artikelchat-Funktion bietet Nutzern des Rhein-Main-Ressorts schnellen Zugang zu Hintergrundinformationen zu Politik, Sicherheit, Sport, Kunst und Kultur.

Der Assistent beantwortet Fragen zu neuen Entwicklungen in Hessen, lohnenden Ausflügen, der besten Pizza oder dem Stand der Wärmeplanung in den Städten der Region. Die Redaktion hat eine Auswahl möglicher Fragen bereitgestellt, die Leser direkt anklicken können. Das KI-Tool nutzt Inhalte aus dem Rhein-Main-Ressort auf „faz.net“ und liefert mithilfe einer Künstlichen Intelligenz Informationen zur Region. Der Chatbot bezieht sich ausschließlich auf diese Beiträge und greift nicht auf Inhalte anderer Ressorts zu. Um hohe Qualität und Aktualität zu gewährleisten, wertet das Tool nur Beiträge der letzten Monate aus. Aktuelle Themen wie Landespolitik werden auf sechs Monate bis ein Jahr beschränkt, zeitlose Themen wie Kultur und Genuss auf die letzten zwei Jahre. Der Chat ist in ausgewählten Artikeln des Rhein-Main-Ressorts integriert. Die „FAZ“ hat diese Funktion eingeführt, um Lesern zu helfen, tiefer in die Inhalte einzutauchen und einen besseren Überblick zu erhalten. Zur Inspiration hat die Redaktion eine Auswahl möglicher Fragen bereitgestellt, die Leser direkt anklicken können.

Das KI-Tool greift auf Inhalte aus dem Ressort Rhein-Main zurück, die auf FAZ.NET erschienen sind, und liefert mithilfe einer Künstlichen Intelligenz Informationen zur Region. Der Chatbot bezieht sich dabei ausschließlich auf diese Beiträge und greift nicht auf Inhalte anderer Ressorts zu. 

Die F.A.Z. ist nicht das erste deutsche Medium, das einen KI-Assistenten hat, der den eigenen Nachrichtenbestand als Grundlage für seine Antworten nutzt: Die "Süddeutsche Zeitung" hatte Anfang des Jahres einen KI-Assistenten für die Bundestagswahl im Einsatz. Auch bei "Zeit Online" gibt es ein Frage-Tool. Es befindet sich noch in der Beta-Phase. "T-Online" hat im Frühjahr einen Assistenten eingeführt, der auf einen Bestand von 43.000 Ratgeber-Artikeln zugreift. "Bild" und "Welt" haben ähnliche Features: Hey_ und Weltgo greifen aber nicht ausschließlich auf Inhalte der Medien selbst zu.

(Quelle: FAZ, PM 18.06.2025; meedia.de, 18.06.2025)

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III. Tarifpolitik

Forderung zum Mindestlohn verkennt Unabhängigkeit der Mindestlohnkommission

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), der auch unser Verband angeschlossen ist, hat die Forderung der Gewerkschaften nach einer Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro erneut scharf kritisiert. Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., zur Forderung des DGB Bayern, den Mindestlohn spürbar auf 15 Euro zu erhöhen:

„Einmal mehr zeigt sich, dass der DGB Bayern die Unabhängigkeit der Mindestlohnkommission beim Mindestlohn nicht akzeptiert“, entgegnete vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Die geforderte „spürbare Erhöhung auf 15 Euro“ entspräche einer Erhöhung um 17 Prozent. 

Beim bayerischen Wirtschaftsdachverband wird erwartet, dass die Mindestlohnkommission einen guten Kompromiss zwischen den Interessen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer finden wird. Eingriffe von außen verbieten sich dabei. Jeder Versuch einer politischen Einflussnahme bei der Festlegung des Mindestlohns sei ein Verstoß gegen die Tarifautonomie, zumal auch im Koalitionsvertrag die Unabhängigkeit der Mindestlohnkommission festgeschrieben ist.

Bei ihrer Entscheidung hat sich die Kommission, so Brossardt, an verschiedenen Kriterien zu orientieren: Darunter an der nachlaufenden Tariflohnentwicklung sowie dem langfristigen nationalen Produktivitätsniveau. Darüber hinaus hat eine Gesamtabwägung der aktuellen wirtschaftlichen Situation stattzufinden. Dabei muss berücksichtigt werden, dass wir uns in einer extrem angespannten Wirtschaftslage befinden. Brossardt verwies erneut darauf, dass viele Unternehmen und ihre Belegschaften derzeit multiple Krisen erleben und vor existenzi-ellen Herausforderungen stehen. Die tiefgreifenden strukturellen Probleme bestünden weiter, verstärkt durch das schwierige außenwirtschaftliche Umfeld. 

Bei der vbw setzt man auf die Bundesregierung, die eine priorisierte Umsetzung der Wirtschaftswende verfolgt. Sie müsse aber gerade auf der Kostenseite für Entlastungen sorgen. Ein Mindestlohn von 15 Euro und die damit einhergehenden zusätzliche und überproportionale Belastungen seien hier kontraproduktiv. 

(Quelle: vbw, PM 24.06.2025)

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Tarifverhandlungen: BDZV schlägt „Neustart“ vor

Bei der sechsten Verhandlungsrunde über einen neuen Gehaltstarifvertrag für Redakteurinnen und Redakteure an Tageszeitungen zwischen dem Bundesver-band Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) und den Gewerkschaften Deutscher Journalisten-Verband (DJV) und dju in ver.di kam es erneut zu keinem Abschluss. 

Gleichwohl waren sich die Verhandlungspartner in einem Punkt einig: Es gab „unterschiedliche Wahrnehmungen, was die Inhalte des Verhandlungspakets beim Spitzengespräch betrifft“, erklärte der Verhandlungsführer der Arbeitge-berseite und Vorsitzende des Sozialpolitischen Ausschusses (SPA), Georg Wallraf. „Wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass der Lösungsansatz aus unserem Spitzengespräch vom 14. Mai leider nicht funktioniert.“ Dies gelte offenkundig für beide Seiten.

Aus Sicht der Arbeitgeber gab es von Seiten der Gewerkschaften zunächst auch keine konstruktive Idee für eine Fortsetzung der bisherigen Verhandlungsgegenstände. Vor diesem Hintergrund habe sich der BDZV entschlossen, eine Brücke zu bauen und gleichsam als „Neustart“ einen „Kurzläufer“ vorzuschlagen, erläuterte Verhandlungsführer Wallraf: Danach würden die Redakteurinnen und Redakteure rückwirkend zum 1. Januar 2025 einen monatlichen Festbetrag in Höhe von 100 Euro erhalten bei einer Laufzeit von 15 Monaten. Auf jede Forderung nach struktureller Veränderung werde der BDZV verzichten. Das würde bedeuten, dass mit dem Juligehalt ein Betrag in Höhe von 700 Euro brutto ausgezahlt würde.

Dies wiederum war für DJV und dju Anlass, neu zu denken und die bisherigen Angebote der Arbeitgeberseite erneut zu bewerten. Der Kurzläufer wurde rundum abgelehnt. Die Tarifpartner kamen überein, die Verhandlungen auf den 18. Juli in Hamburg zu vertagen.

(Quelle: bdzv.de, 24.06.2025)

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IV. Nachhaltigkeit

BVDA/BDZV-Webinar zur EU-Entwaldungsverordnung

Am 30. Dezember 2025 tritt die EU-Verordnung 2023/1115 zur Vermeidung von Entwaldung (EUDR) in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt dürfen bestimmte Rohstoffe und Erzeugnisse nur noch dann in der EU in Verkehr gebracht werden, wenn sie entwaldungsfrei und im Einklang mit den geltenden Rechtsvorschriften des Er-zeugerlandes produziert wurden.

Für das Verlagswesen betrifft dies insbesondere Papier und alle gedruckten Produkte, die Frischfaser enthalten. Um die Mitgliedsunternehmen bei der praktischen Umsetzung dieser neuen Anforderungen zu unterstützen, bietet unser Bundesverband, der BDZV, gemeinsam mit dem Bundesverband kostenfreier Wochenzeitungen (BVDA) ein Webinar an.

Termin: Donnerstag, den 3. Juli 2025, von 10:00 – 12:00 Uhr. 

Referenten sind Malte Drewes und David Pyka vom Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte.

Die Teilnahme am Webinar ist kostenfrei. Anmeldungen per Mail an bei Angela Nitsche unter nitsche(at)bdzv.de. Den Zugangslink zum Webinar erhalten Sie rechtzeitig vor der Veranstaltung.

(Quelle: bdzv.de, 17.06.2025)

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AGRAPA: Fast 90 Prozent grafischer Papiere werden recycelt 
Mehr mineralölfreie Druckfarben für die Recyclingfähigkeit 

Die Arbeitsgemeinschaft Grafische Papiere (AGRAPA) hat bekannt gegeben, dass sie die vereinbarte Verwertungsquote für grafische Papiere im Jahr 2023 deutlich übertroffen hat. Die Quote lag bei 88,6 Prozent und damit signifikant über dem Zielkorridor von 80 Prozent. Das Bundesumweltministerium würdigte diesen Er-folg und bezeichnete die AGRAPA als beispielhafte Initiative für eine funktionierende, freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie.

Die hohe Quote resultiere aus der besonderen Marktsituation im Jahr 2023, teil die AGRAPA mit. Während der Verbrauch grafischer Papiere aufgrund der Wirt-schaftskrise weiter sank, blieb die Nachfrage nach grafischem Altpapier stabil, heißt es weiter. Dies habe zu einem überdurchschnittlichen Ergebnis geführt. Für die kommenden Jahre erwartet die AGRAPA eine Normalisierung, auch wenn der Papierverbrauch weiter zurückgehen könnte. 

Die Selbstverpflichtung zur Qualitätssicherung im Altpapierkreislauf, die das Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) im April 2023 bestätigt hatte, soll fortgeführt werden. Im Fokus steht der schrittweise Umstieg auf mineralölfreie Druckfarben im Zeitungsdruck, um die Recyclingfähigkeit zu sichern und den Mineralöleintrag ins Altpapier zu reduzieren. 

Bis Ende des Jahres soll der Mineralöleintrag aus Zeitungsdruckfarben im Vergleich zu 2020 um 50 Prozent reduziert werden. Der aktuelle AGRAPA-Jahresbericht zeigt jedoch, dass dieses Ziel weiterhin erhebliche Anstrengungen erfordert. 

Am 14. Oktober 1994 haben die AGRAPA und der damalige Bundesumweltminister Prof. Töpfer die „Selbstverpflichtung für eine Rücknahme und Verwertung gebrauchter graphischer Papiere“ verabschiedet. Unterzeichner dieser Erklärung waren die folgenden Verbände / Organisationen:

DIE PAPIERINDUSTRIE e. V. / Gesellschaft für Papier-Recycling mbH (GesPaRec); Verein der Deutschen Papierimporteure (VDPI) / P.R.INT. e. V.; Bundesverband des Deutschen Papiergroßhandels; Bundesverband Druck und Medien (bvdm); Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV); Bundesverband kostenloser Wochenzeitungen (BVDA); Medienverband der freien Presse e.V. (MVFP); Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten (Presse-Grosso); Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh); Börsenverein des Deutschen Buchhandels. 

Ziel dieser Initiative der Mitglieder der graphischen Papierkette war und ist es, durch freiwillige Maßnahmen umweltpolitische Ziele der Bundesregierung, die ursprünglich auf dem Verordnungsweg hätten geregelt werden sollen, zu erreichen.

(Quelle: https://www.gesparec.de/geschaeftsfelder/agrapa; Papierindustrie, PM 24.06.2025)

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